HD-Studie der Universität Giessen

Die Klinik für Kleintiere (Chirurgie) der Justus-Liebig-Universität Giessen führt eine Studie zur Frühdiagnose der Hüftgelenks-Dysplasie beim Hund per Ultraschall durch. Wir haben uns entschieden, unseren D-Wurf an dieser Untersuchung teilnehmen zu lassen, und wollen im Folgenden über unsere Erfahrungen berichten, um vielleicht auch weitere Züchter für dieses interessante Projekt zu gewinnen.  
In der Humanmedizin wird seit über 15 Jahren die Ultraschalldiagnostik zur Früherkennung von Fehlstellungen im Hüftgelenk bei Säuglingen genutzt und ermöglicht so eine frühzeitige Therapie der Erkrankung. Damit können durch relativ einfache therapeutische Mittel (z.B. Spreizhöschen) auch schwere Hüftdysplasien beim Menschen erfolgreich behandelt werden. Beim Hund wird das Vorliegen einer Hüftgelenksdysplasie dagegen meist erst zu einem viel späteren Zeitpunkt diagnostiziert, nämlich beim offiziellen HD-Röntgen im Erwachsenenalter. Die Ursache für den relativ späten Untersuchungs-Zeitpunkt liegt darin begründet, dass das Skelett für die röntgenologische Untersuchung knöchern ausgereift sein muss, da nur knöchernene Strukturen durch Röntgenstrahlen dargestellt werden können, nicht aber deren knorpelige Vorstufen. Durch die Sonographie können sowohl knöchernene als auch knorpelige Anteile des Hüftgelenks sichtbar gemacht werden, so dass eine Beurteilung des HD-Status auf diese Weise evtl. schon in den ersten Lebenswochen eines Welpen möglich sein könnte. Die Studie der Kleintierchirurgie hat es sich zum Ziel gesetzt, zu überprüfen, inwieweit die Erfahrungen aus der Humanmedizin auf die HD beim Haushund übertragbar sind. Dazu soll eine möglichst hohe Anzahl von Welpen verschiedener Rassen im Alter von 3-4 Wochen untersucht werden. Diese Welpen sollen - wenn sie ausgewachsen sind - erneut vorgestellt werden und werden dann nach dem herkömmlichen Verfahren röntgenologisch auf HD untersucht. So will man herausfinden, in wie weit die Ergebnisse der Ultraschall-Untersuchung mit dem tatsächlichen HD-Befund beim erwachsenen Hund korrelieren.

Doch nun zu unserem Bericht:
Von unserer Zuchtleiterin Dr. Berges auf die Studie aufmerksam gemacht, meldeten wir den D-Wurf "vom sonnigen Gemüt" zur Untersuchung an. Wir bekamen einen Termin am 11.06.2004, die Welpen waren zu diesem Zeitpunkt 3,5 Wochen alt. Um die ca. zweistündige Fahrt gut zu überstehen, brachten wir die Kleinen in einem geräumigen Käfig im Kofferaum unseres Renault Kangoo unter, die Mutterhündin "Cara vom Lamershof" fuhr in Sicht- und Riechweite auf der Rückbank mit, die Deckrüdenbesitzerin war als Begleitperson mit von der Partie.
 

In Giessen angekommen, gaben wir den Welpen noch kurz Gelegenheit zum Toben und Lösen auf einer Wiese außerhalb des Kliniksgeländes (auf dem Kliniksgelände selbst ließen wir weder die Mutterhündin, noch die Welpen wegen der erhöhten Infektionsgefahr herumlaufen). Anschließend wurde das Auto im Schatten am Hinterausgang der Chirugie geparkt, von wo aus die Welpen einzeln in den zuvor desinfizierten Untersuchungsraum gebracht wurden.
Im Untersuchungsraum wurden zunächst die Daten des Wurfes (Geburtsdatum, HD-Status der Elterntiere etc.) erhoben, dann wurde bei jedem Welpen an beiden Seiten des Hüftgelenks jeweils eine ca. 3x3 cm große Stelle  freigeschoren.
Dann folgte die eigentliche Untersuchung per Ultraschall, die pro Hund ca. 10 Minuten in Anspruch nahm. Die Welpen müssen nicht sediert/narkotisiert werden, es reicht, wenn sie auf der Seite liegend eine kurze Weile ruhig gehalten werden. Hierbei wurden von jedem Hüftgelenk festgelegte Schnittbilder angefertigt, so dass verschiedene, standartisierte Winkel ermittelt werden können.
 
Anschließend wurden die Welpen kostenlos mit einem Mikrochip versehen, der in einigen Bundesländern (z.B. NRW) zur eindeutigen Kennzeichung von Hunden ohnehin vorgeschrieben ist. Dieser Vorgang ist nicht schmerzhafter als eine Impfung für die Welpen, so dass sie sie ohne Reaktion oder nur mit einen kurzen Aufschrei hinnahmen.
 

Die Untersuchung aller sieben Welpen dauerte knapp zwei Stunden, so dass vor der Heimfahrt noch Zeit für eine kurze Toberunde nebst Imbiss an der mütterlichen Milchbar blieb. Unsere Erfahrungen mit dem Team der Giessener Veterinärklinik waren sehr positiv, deshalb können wir jedem engagierten Züchter raten, sich an der Studie zu beteiligen. Hier noch ein paar Informationen:

- Melden Sie sich frühzeitig an, der Dienstplan der Tierärzte ist eng!
- Nehmen Sie eine Begleitperson mit, so dass immer jemand bei den Welpen bleiben kann, während der andere den zu untersuchenden Hund betreut
- Fahren Sie nur zu ihrem Termin, wenn Ihr Wurf zu diesem Zeitpunkt gesund und normal entwickelt ist - für Welpen, die aufgrund von Durchfall etc. geschwächt sind, könnten Stress und Infektionsdruck negative Folgen haben
- Lassen Sie weder Welpen noch Mutterhündin auf dem Kliniksgelände laufen, um möglichen Infektionsrisiken vorzubeugen. Der Untersuchungsraum an sich wird vor der Untersuchung desinfiziert, die beteiligten Tierärzte und Helfer tragen Schutzkleidung, so dass Sie von dieser Seite keine Infektionsgefahr zu befürchten haben
- Als Dankeschön werden die teilnehmenden Welpen kostenlos gechippt, auch das spätere offizielle HD-Röntgen in Narkose wird für diese Hunde kostenlos an der Giessener Kleintierchirurgie durchgeführt
- Ansprechpartner ist Dr. Alexander Flöck (Alexander.Floeck@vetmed.uni-giessen.de), Telefon-Nummer (Anmeldung Chirurgie): 0641-99 38540.